forget the rest
Die Ausstellung präsentiert Fotografien von Ralf Wehrle und Uwe Frank, die sie nachträglich mit Acrylfarben überarbeitet haben. Im Vordergrund steht dabei der männliche Akt – dargestellt in Landschaften aus Wald, Steinen und Geäst. Durch die Wischtechnik mit Acrylfarben werden die Landschaften wieder aus dem Bild entfernt, als wolle der Titel sagen forget the rest: vergiss das Drumherum – dann siehst du alles!
Der Blick wird nie ganz auf den dargestellten Akt freigegeben, da einige Körperteile durch die Übermalung verdeckt bleiben. So ertappt sich der Betrachter als Voyeur, der den Akt wie durch ein „Fenster“ betrachtet und auf Distanz gehalten wird. Gleichzeitig wird der erotische Aspekt des männlichen Akts erhöht. „Durch die Improvisation mit Farbe, Oberfläche und Materialen und dem Spiel der konventionellen Form der Schwarz-Weißfotografie, erreichen wir diese Sehweise. Es entsteht ein spannender Dialog zwischen der Obsession für den nackten männlichen Körper und dem Betrachter. Er ist immer angesprochen, ob als Voyeur oder durch den direkten Blickkontakt in einigen Arbeiten“, so Ralf Wehrle und Uwe Frank.
Ergänzt wird die Ausstellung mit lebensgroßen Figurenstelen des Bildhauers Zeljko Rusic, die er virtuos mit der Kettensäge aus dem Holz heraus gearbeitet hat. Der Bildhauer misst dabei dem Material große Bedeutung zu, welches er abschließend schwärzt, weißt oder natürlich belässt.
Im Gegensatz zu den Fotografien steht hier die Figur als Mensch allgemein im Vordergrund. Das Ergebnis ist eine architektonisch wirkende Holzskulptur, die zum Teil in geometrische Formen eingearbeitet ist. „Ich arbeite mit Zufällen. Gemeint ist damit, dass sich die Form im Schaffensprozess ergibt. Ich sehe den Zufall und lasse ihn zu. Damit erzeuge ich Spannung in der Skulptur. Sie wird nicht anatomisch perfekt und regelmäßig, damit aber auch nicht zu gegenständlich“, erklärt der Künstler. Seltsame Proportionen sind so beabsichtigte Verfremdungen. Die dargestellten Figuren stellen keine menschliche Nachbildung dar, sondern fungieren als Symbol für verschiedene Emotionszustände. Da die Figurenstelen absichtlich nicht betitelt worden sind, muss sie der Betrachter über ihre Gestaltung interpretieren.
„forget the rest“ verweist auch bei den Figurenstelen von Zeljko Rusic darauf, dass der Betrachter das Drumherum vergessen soll. Denn nur noch die Holzmaserung der Skulptur erinnert an den Landschaftsaspekt. Der Titel spielt daher bei den Fotografien und Figurenstelen darauf an, dass der Fokus der Darstellung auf dem Akt und der Figur liegt.
Dr. Beatrice Stemmer, Kunsthistorikerin
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